EU Reimport - Mein unglaublicher Erfahrungsbericht Lohnt sich der Kauf eines EU Wagens?
EU Reimport Autokauf
Mein ehrlicher Erfahrungsbericht
Immer mehr Autokäufer denken über die Anschaffung eines EU Neuwagens nach. Um euch die Entscheidung zu erleichtern, möchte ich gerne meine Erfahrungen der letzten Monate mit euch teilen. Denn auch ich habe mir viele Gedanken über die Anschaffung eines neuen EU Wagens gemacht.
Die Vorteile für ein EU-Reimport gegenüber eines Neuwagens im deutschen Autohaus liegen auf der Hand:
- viel günstigerer Kaufpreis
- geringerer Wertverlust
- keine qualitativen Nachteile
Auf der anderen Seite gibt es auf den ersten Blick folgende Nachteile eines EU-Reimport Autos gegenüber einem Neuwagen aus Deutschland:
- geringerer Wiederverkaufswert
- teils lange Lieferzeiten
- Ausstattung weicht leicht ab
- Unsicherheit über Garantieleistungen durch Händler (dazu habe ich auch einen Artikel über die Erfahrungen mit der Neuwagen Garantie bei EU-Reimporten geschrieben)
Wie genau mein EU-Neuwagenkauf ablief, führe ich im Folgenden im Detail auf. Ich musste an der ein oder anderen Stelle sehr viel Geduld aufwenden und teils kuriose Dinge erleben.
Der große Erfahrungsbericht
Kapitel 1: Die Entscheidung über den Kauf
Lange habe ich überlegt welches Auto generell für mich und meine Familie infrage kommen würde. Ich habe lange zwischen dem neuen Mazda 6 und dem Hyundai Tucson geschwankt. Generell zwei völlig unterschiedliche Autos. Mir haben aber beide vom Handling und Aussehen sehr zugesagt. Besonders der Mazda 6 hat mich mit seinem edlen Interieur überzeugt. Der Tucson viel mehr mit seiner bulligen SUV Optik. Letzten Endes ist die Entscheidung auf den Hyundai gefallen.
Direkt im Vorfeld war ich mir zu 100% sicher, dass ich mir keinen Neuwagen in Deutschland kaufen werden, da ich diese Entscheidung völlig schwachsinnig finde. In dem Moment, in dem das Auto vom Hof von Hyundai rollt, verliert es ca. 15% an Wert. Ich stand zwischen der Entscheidung einen Gebrauchten mit bis zu 20.000km zu kaufen, oder die noch bessere Alternative ein EU-Neuwagen. Ich umgehe den Wertverlust eines Neuwagens und bekomme ein beinahe fabrikneues Auto.
Welches Auto habe ich als EU Reimport gekauft?
- Hyundai Tucson mit 1,6Liter und 177 PS 4WD – 7 Gang Automatikgetriebe
- Premium-Ausstattung mit allen Extras (Ausnahme kein Panoramadach)
- Listenpreis ca. 41.000€
- Kaufpreis bei Hyundai mit Rabatten ca. 36.000€
- Kaufpreis bei unserem EU Händler mit 1% Skonto ca. 28,500€
Kapitel 2: Abwägen der Vor- und Nachteile
Nachdem ich mir sicher war, welches Auto am besten zu mir passen würde, habe ich mir eine List der Vor- und Nachteile gemacht, die ich gerne teile.
Vorteile
- Der Kaufpreis:
- Ich habe für meinen EU-Neuwagen 28.500€ gezahlt, was einer Ersparnis von 13.500€ zum Listenpreis und 7.500€ zum Autohauspreis entspricht. Der Preis weicht natürlich von Autohaus zu Autohaus ein wenig ab, je nachdem welche Rabatte gewährt werden.
- Geringerer Wertverlust:
- Durch die Ersparnis beim Kauf des Autos ergibt sich automatisch ein geringerer Wertverlust. Generell kann mit ca. 10% bis 15% beim Verlassen des Hofs als Grundlage genommen werden. Bei besonders teuren Autos können diese Verluste weitaus höher sein. Die Rechnung in meinem Fall ist also recht einfach. Bei dem Kauf in Deutschland hätte ich am ersten Tag einen Wertverlust von 5400€ eingebüßt, während der Verlust am ersten Tag beim EU-Wagen bei 4275€ liegt.
- Keine qualitativen Nachteile:
- Ob das Auto in Deutschland oder den Niederlanden, Bulgarien oder einem andern EU-Land erworben werden, spielt keine Rolle. Die Autos sind alle nach den gleichen Qualitätsstandard gefertigt. Die Teile werden meist ohnehin aus Asien importiert und lediglich der Zusammenbau findet in einem EU-Land statt.
Nachteile
- Geringer Wiederverkaufswert:
- Zwar macht es aus logischer Sicht keinen Sinn, aber in der Regel erhält man weniger Geld beim Verkauf des EU-Autos. Käufer sind nicht bereit den gleichen Preis für ein gleichwertig gebrauchtes EU Auto im Vergleich zu einem „deutschen“ Auto zu zahlen. Das zeigen zumindest Statistiken. Und das, obwohl die Qualität bei einem importieren Auto nicht schlechter ist. Dennoch wird dies gerne als preis-minderndes Argument genutzt.
- Teilweise lange Wartezeiten:
- Oft werden zwei verschiedene Arten von Autos angeboten: Lagerfahrzeuge und Lieferfahrzeuge. Bei Lagerfahrzeugen variiert die Lieferzeit zwischen einigen Tagen und bis zu 6 Wochen. Lieferfahrzeuge haben meist eine Wartezeit von 3 Monaten.
- Ausstattung weicht leicht ab:
- Da die Autos immer nach den jeweiligen Ansprüchen des Landes gefertigt werden, können einige Ausstattungsmerkmale leicht abweichen. Besonders genau sollten Käufer bei den sicherheitsrelevanten Merkmalen und den Abgasnormen hinschauen. Wenn diese abweichen, kann es Probleme mit dem TÜV oder eventuellen Fahrverbotszonen kommen. In unserem Fall waren zwei Nothämmer für die Fensterscheiben unterm Fahrersitz. Also eher ein Vor- als ein Nachteil.
- Unsicherheit über Garantieleistungen:
- Zwar liest man oft, dass die Garantieleistungen im EU-Ausland die gleichen sein sollten, allerdings kann ich aus eigener Erfahrung etwas Gegenteiliges berichten. Hyundai schließt die 5 Jahresgarantie nur ein, wenn das Auto als Endverbraucher im EU-Ausland gekauft wurde. Der Garantie wird von Hyundai nicht gewährt, wenn das Auto über einen Vermittler gekauft wird. Zu den schlechten Erfahrungen dazu unten etwas mehr dazu.
Kapitel 3: Kauf beim EU Händler
Wir waren bereits vorher einmal bei dem EU-Händler und haben uns verschiedene Angebote eingeholt. Nachdem ich mich für den Hyundai Tucson entschieden habe, bin ich mit meiner Frau zu Kauftermin gefahren und wir haben den Vertrag unterschrieben. Vorher haben wir all unsere Fragen gestellt und haben uns unter anderem noch einmal den Liefertermin als auch die Sicherheit über die Hyundaigarantie rückverischert.
Die Lieferzeit wurde uns mit 6 aber maximal 8 Wochen angegeben. Zur Garantie hat unser EU-Händler folgende Aussage getroffen:
„Die EU Neuwagengarantie haben Sie bei Ihrem aus Holland importieren Neuwagen genauso, als würden Sie den Wagen hier in Deutschland kaufen. Es entstehen Ihnen keine Nachteile. Sie sparen sogar noch Geld, da sie den Wagen im EU Ausland deutlich günstiger bekommen“
Uns wurde also mündlich versichert, dass wir uns keinerlei Sorgen machen müssten. Schriftlich wurde diese Garantieleistung aber nirgends festgehalten. Alles was ich bräuchte und unbedingt aufheben soll, ist das Garantieheft, welches ich erhalten werde. Das die Hyundai diese Garantie bei einem EU-Reimport ausschließt, wurde mir schriftlich von Hyundai selbst bestätigt. Allerdings erst nach dem Kauf auf Anfrage.
Weder die Lieferzeit noch der eventuelle Garantieverlust waren für uns keine Gründe um vom Kauf zurückzuschrecken. Die Ersparnis gegenüber einem Neuwagen in Deutschland ist einfach zu groß. Eventuelle Reparaturen nach den zwei Jahren Gewährleistung durch den EU-Händler könnten zur Not durch die Ersparnis beim Kauf abgedeckt werden.
Also kauften wir Mitte Januar unseren EU-Neuwagen und gingen mit knapp 30.000€ in Vorkasse, in der Hoffnung das Auto in den versprochenen 6 Wochen unser Eigen nennen zu können.
Kapitel 4: Lieferung verzögert sich – schlechte Kommunikation
Laut Vertrag war die Lieferung für Ende Februar angesetzt, allerdings hat mir der Händler Mut auf eine Lieferung bereits Anfang bis Mitte Februar gemacht. Leider war unser EU-Importeur nicht sehr kommunikativ. Es kam kein proaktives Feedback wo das Auto aktuell steckt und mit welcher Wartezeit ich zu rechnen hätte. Mehrere Male musste ich nachfragen und dabei gab es nicht immer eine Antwort auf meine E-Mails. Neben der zähen Lieferung, gab es also auch Probleme bei der Kommunikation.
Auch Ende Februar war das Auto auch noch nicht da. Die Lieferung verzögerte sich um weitere 15 Tage und das Auto kam dann erst Mitte März bei mir in Berlin an. Leider mit einigen Mängeln.
Kapitel 5: Mängel am Neuwagen
Das Auto wurde nicht wie geplant nach Berlin geliefert, sondern nur an die holländische Grenze. Von dort war der EU-Importeur nicht in er Lage einen Transport auf einem LKW organisieren. Deshalb hat er diesen abholen und nach selbständig nach Berlin gefahren. Das Auto traf in Berlin also bereits mit ca. 500km auf dem Tacho ein.
Damit nicht genug hatte das Auto auch eine Beschädigung an der linken Rückleuchte. Der Schaden belief sich auf ca. 500€. Uns wurde im Übergabeprotokoll die Reparatur zugesichert.
Außerdem wurde das Auto aufgrund von Personalmangel auch nicht aufbereitet und es fehlten bei der Übergabe Warndreieck und Fußmatten.
Da ich das Auto nach langer Wartezeit endlich entgegennehmen und vor allem meinen gebrauchten Wagen endlich verkaufen wollte, nahm ich den Wagen so wie er war. Die Hoffnung auf schnelle Beseitigung der Mängel schwand allerdings von Tag zu Tag.
Kapitel 6: Der erste Schaden am Auto
Vielleicht ist es etwas drastisch formuliert, aber bereits nach der ersten Woche war das Auto kaputt. Natürlich war es das nicht ganz, aber diese Gedanken kommen einem nun mal, wenn die Motorkontrollleuchte aufleuchtet. Die Motorkontrollleuchte ist eines der Warnleuchten in Cockpit des Autofahrers, der ihm zwei Gedanken in den Sinn schießen lässt:
- Ich sollte sofort anhalten und das Auto keinen Zentimeter weiter bewegen
- Verdammt – das wird teuer!
Neben meinem Entsetzen, wie ein Auto mit ca. 500km Fahrleistung defekt sein kann, hatte ich natürlich Sorgen über die Übernahme des Schadens. Wie oben erwähnt, ist nicht sicher, ob Hyundai mit der Garantieleistung einspringt. Einen ausführlichen Erfahrungsbericht habe ich meinen Artikel zur Hyundai Neuwagengarantie zusammengefasst.
Kapitel 7: Weiterhin zähe Kommunikation
Das Auto ist nun etwa 3 Monate in meinem Besitz und leider ist die Kommunikation mit dem Händler nicht sonderlich besser geworden. Ich erhalte keine Antworten auf meine E-Mails. Die Chance den Verkaufsberater persönlich zu erreichen ist höher über einen Telefonanruf. Leider muss ich den Leistungen, die mir als Kunde zustehen hinterherlaufen.
Ich warte nach drei Monaten immer noch auf den Austausch der Rückleuchte und die fehlenden Teile.
Auch möchte ich vom EU-Händler erfahren, wie es zu dem Missverständnis mit der Garantie kommen konnte. Woher die Behauptung seinerseits kommt, dass es mit der Garantie keine Probleme geben werde.
Zusammenfassung und meine Meinung
Wie sich herausstellte, hat der Kauf des EU-Reimport einige negative Dinge mit sich gebracht. Neben der fehlenden Garantie stört mich besonders die schlechte und intransparente Kommunikation mit dem Händler. Ein Schaden beim Transport kann auftreten und ist in dem Fall einfach Pech.
Leider hatte ich auch mit dem Händler selbst ein wenig Pech. Auch wenn dieser beim Verkaufsgespräch sehr offen und ehrlich wirkte, so werde ich am Ende leider mit der fehlenden Kommunikation gestraft. Hier gibt es sicher solche und solche.
Dem entgegen steht die riesige Ersparnis beim Kaufpreis. Die Ersparnis lässt über das ein oder andere Dilemma hinwegsehen. Ich werde mein nächstes Auto mit ziemlicher Sicherheit wieder aus der EU importieren, allerdings nicht mehr bei diesem Händler. Andere Händler greifen oft auf das gleiche System beim Import der Autos zurück und unterscheiden sich in den Preisen nur gering. Ich werde versuchen darauf zu achten, dass der Händler das Auto in meinem Namen im Ausland kauft und mein Name auf dem Kaufvertrag beim Händler in der EU steht. So habe ich den vollen Garantieanspruch.
Wenn du auch bereits Erfahrungen beim Kauf eines EU-Wagens gemacht hast, dann hinterlasse mir und der Community doch einfach ein Kommentar.
Über den Autor
Der Autor mit dem Fokus auf den praktischen Einsatz von Autos.
Autos sollen für mich funktionieren und ihren Zweck erfüllen. Zudem sollte ein Auto heutzutage sicher sein in dem Bereich alle Standard überfüllen.