Erfahrungsbericht: Der Volvo V60 Polestar Der Wolf im Schafspelz
Mein Volvo V60 Polestar
Mein ehrlicher Erfahrungsbericht
Es ist nicht erst seit gestern mein Traum, den Volvo V60 in der Polestar-Ausführung zu besitzen. Im Mai 2020 habe ich mir diesen Wunsch erfüllt und mir das äußerst limitierte Fahrzeug zugelegt.
In Deutschland ist die Stückzahl auf 150. Ich erfuhr über die Zulassungsstelle, dass zu diesem Zeitpunkt 69 Fahrzeuge zugelassen seien. Diese Tatsache macht dieses KFZ rarer als jeden italienischen oder anderen üblichen Sportwagen.
In diesem Artikel möchte ich euch meine persönlichen Erfahrungen teilen. Dabei gehe ich auf Positives als auch ehrlich auf alle negativen Punkte ein.
So viel kann ich vorweg versprechen: Der Volvo V60 Polestar ist ein echter Wolf im Schafspelz. Ein Auto dem man seine Leistung nicht ohne weiteres ansieht. Es bedarf schon das Auge eines Kenners um ihn zu identifizieren.
Wir haben zu meinen Erfahrungen auch ein Youtube Video veröffentlicht, in dem ihr euch den Sound des Polestars zu Gemüte führen könnt.
Der große Erfahrungsbericht
Wie kam ich zu dem Auto?
Doch wie kam ich eigentlich zu dem Auto? Ein Freund, der bei Volvo arbeitet, rief eines Tages bei mir an und berichtete mir von dem Volvo V60 Polestar. Ich war sofort hellauf begeistert, da ich bereits Sagen über diesen Volvo gehört hatte. Direkt am nächsten Tag vereinbarte ich einen Probefahrttermin mit ihm.
Ich kann mich noch genau an den ersten Start des Motors erinnern, ich platzierte mich extra hinter dem Auto. Dieses leicht basslastige röhren erfreute mein Gehör. Doch ich wollte das Auto nicht nur hören, sondern auch endlich selbst fahren und nach der Probefahrt erzählte ich meinen Freund aufgeregt: „Wo soll ich unterschreiben?“
Die schreckliche Wartezeit
Dann folgten aufgrund von Corona 14 Tage des langen Wartens. Nach der Probefahrt wollte ich den Volvo V60 Polestat natürlich so schnell wie möglich im Alltagsberauch testen und fahren.
Nach wirklich genau 14 Tagen war es dann endlich soweit und das Auto war frisch aufbereitet abholbereit. Zuvor stand das Fahrzeug ca. 2 Jahre im Autohaus. Das lag wohl zum einen an der Seltenheit des Fahrzeugs vermutlich aber auch an dem damals sehr hohen Preis von knapp 75000 €. Doch ist dieser Preis überhaupt gerechtfertigt? Lasst es uns herausfinden.
Die Fakten zum Auto
Was sind die Basisfakten des V60 Polestar (2018)
- 2 Liter 4-Zylinder Motor mit 367 PS und 470 Newtonmeter
- 8 Stufen-Automatikgetriebe
- Verbrauch kombiniert 8 Liter Super (auf dem Papier)
- 0 km/h auf 100 km/h bei 4,7 Sekunden
- Listenpreis ca. 75.000€
Basisdaten
Volvos Haustuner Polestar hat den Volvo V60 mit einem 2 Liter Vierzylinder-Turbo-Kompressor-Motor samt 367 PS und 470 Newtonmeter Drehmoment ausgestattet, welcher mit einem kombinierten Verbrauch von ca. 8 Liter Super angegeben ist. In der Praxis ist dieser Wert vermutlich nur bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h ohne zwischenzeitliche Zwischenspurts zu erreichen, denn ich fahre das Auto mit ca. 12 Liter auf 100 km.
Das hauseigene Tuning
Zum Glück setzten die Ingenieure mithilfe kürzerer Pleuel (Schubstangen), modifiziertem Nockenwellen-Einlass, neuen Ansaug- und Abgasventilfedern, stärkerer Kraftstoffpumpe und niedrigerem Staudruck im neuen Volvo V60 Polestar nicht bloß auf plumpe Power. Die Ingenieure drehten auch noch an so manch anderer Schraube.
Hohe Geschwindigkeiten
Das Fahrzeug verfügt nämlich auch über einen Frontsplitter einen Dachspoiler sowie einen Heckdiffusor, was auch bei hohen Geschwindigkeiten bis zu abgeriegelten 250 km/h für Fahrsicherheit sorgen soll. Dank optimierter Achtstufen-Automatik und Allradantrieb läuft der Schwede jetzt quasi Schlupf-frei in knapp 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Dabei hilft vor allem die Launch Control, die man recht umständlich einschalten muss.
Die Aktivierung der Launch Control
Um den Polestar in unter fünf Sekunden auf 100 km/h zu bringen, benötigt es den Einsatz der Launch Control. Die Aktivierung gestaltet sich etwas schwieriger. Ich habe dazu eine kleine Anleitung in diesem Artikel geschrieben.
Die Launch Control versetzt den Motor in die perfekte Ausgangssituation: Die Drehzahl wird erhöht und die Nenndrehzahl mit 3000 Umdrehungen die Minute damit in den optimalen Bereich gebracht. Der Ladedruck steigt dabei auf ein Optimum und der Polestar für ein Zeitfenster von 3 Sekunden bereit für den perfekten Start.
Volle Fahrt frei
Die geöffneten Klappen des Auspuffs im Sport Modus („S“ Modus), die mit extrem basslastigen sonorem Sound zur „Attacke“ blasen können dem ungeschulten Fahrer Angst machen. Nicht jedoch mir, denn ich mag es laut und schnell.
Fahrkomfort
Weiter für einen flotten Start helfen auch die Michelin Pilot Sport Reifen in Kombination mit den großen 20 Zoll Polestar Felgen in der Dimension 245/35. Was jedoch an den 20 „Zöllern“ stört ist der Fahrkomfort und die Spurrillenempfindlichkeit.
In der Fahrerkabine bleibt es soweit angenehm ruhig, bis man ordentlich aufs Gaspedal tritt. Dann dringt der Sound kräftig von allen Seiten.
Ein weiterer Unterschied zum „normalen“ V60 sind die manuell einstellbaren Öhlins Dämpfer und die 16 mm Tieferlegung mit schickem Polestar blauen Federn. Wirklich komfortabel ist das Setting im Alltag natürlich nicht, wenn man jedoch mal eine flottere Gangart wählt, fühlt sich der Polestar meiner Meinung nach in jeder Situation gut beherrschbar an.
Ab und zu merkt man ein leichtes Untersteuern was jedoch mit einem kurzen betätigen des Gaspedals, dank des permanenten Allradantriebs, korrigierbar ist.
Die umfangreiche Basisausstattung des Polestars lässt fast keine Wünsche offen.
Innenraum
Auch, wenn der Innenraum schon etwas in die Jahre gekommen ist, lässt das klassische Design von Volvo dennoch kaum Wünsche übrig.
Ein nettes Gimmick ist der Kompass im Rückspiegel, welcher wie die Außenspiegel bei Dunkelheit automatisch abblendet. Etwas Schönes für die Ohren verspricht und hält auch die Harman Kardon Anlage. Dazu gehört der DAB Funk, die Bluetoothfunktion inklusive eingebauter Freisprechanlage.
Für zusätzlichen Komfort sorgt Serienmäßig vorne und hinten eine Sitzheizung und für ganz kalten Tage eine Frontscheibenheizung sowie eine Standheizung, welche man komfortabel über eine App per On Call steuern kann. Über eine App auf dem Handy kann man also bequem das Auto vorheizen.
Die Sitzposition, die selbst für mich mit 1,75m Körpergröße etwas zu hoch ist. Ich stoße mir beim nach vorne beugen ab und zu mal den Kopf an der Sonnenblende. Wer normal sitzt, den umschließen die sehr komfortablen Sportsitze wunderbar und geben trotzdem ausreichend Seitenhalt. Die Kombination aus Alcantara und Leder überall im Innenraum sowie die abgesetzten Ziernähte im Polestar blau sind nicht nur unfassbar schön anzusehen, sondern wieder ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem normalen V60.
Der schon wie bereits erwähnte etwas in die Jahre gekommene Innenraum wird von einem noch ausreichend guten Navi gethront. Die für einige überladene Mittelkonsole mit unzähligen Knöpfen wie bspw. eines Telefonziffernblocks ist Geschmackssache.
Sicherheit
Über Sicherheit braucht man bei Volvo eigentlich nicht sprechen, ich tue es aber der Vollständigkeit halber trotzdem.
Airbags wohin auch nur das Auge blickt, Side Impact Protection System, einen Spurhalteassistenten, der zuweilen etwas nervig ist. Dieser erinnert mich immer daran den Blinker zu setzen, wenn ich die Spur wechsle,. Außerdem gibt es immer ein leichtes Rucken im Lenkrad. Aus diesen Gründen ist dieser eigentlich grundsätzlich ausgeschaltet.
Desweiteren ist der Polestar ausgestattet mit einem Totwinkelassistent, Verkehsschilderkennung, Abstandsradar für den Tempomat, Licht- und Scheibenwischerautomatik, City-Safety, Bi –Xenon Scheinwerfer mit Kurvenlicht und Fernlichtassistent und vielen weiteren kleinen Extras.
Bremsen
Leider muss man auch manchmal bremsen da nicht alle so schnell unterwegs sein können, doch auch daran haben die Entwickler von Polestar gedacht, denn sie spendierten dem V60 Polestar eine 6 Kolben Brembo Bremsanlage mit einer 371 mm großen geschlitzten Scheibe. Das verhilft dem Fahrzeug beim Bremsen zuzubeißen wie ein hungriger Elch am aufgefüllten Futtertrog.
Kofferraum
Der Kofferraum mit ca. 530 bis über 1440 Liter hat Platz für alles, was man mitnehmen muss, wenn man auf Reisen geht. Auch in den zusätzlichen Fächern unter dem Ladeboden kann man noch so einiges verstauen. Also ein wirkliches Platzwunder, erst recht, wenn die hinteren Sitze nicht in Benutzung sind. Für meine persönlichen Ansprüche reicht das völlig aus.
Übersicht: Positives und Negatives
Positives
- Beschleunigung
- basslastiger Sound
- komfortabler Innenraum mit Vollleder
- App on Call Funktion
- eine Rarität und der letzte seiner Art
- perfekt für die Rennstrecke
- kleine Details wie Polestar blaue Farben und Logos
Negatives
- etwas veraltetes Infotainment
- gestörter Fahrkomfort im Alltag durch 20 Zöller
Zusammenfassung und meine Meinung
Der Volvo V60 Polestar hat seine angemerkten Stärken, aber auch kleine Schwächen über die ich für diesen Wolf im Schafspelz gerne hinweg sehe.
Da dies nun auch der letzte „echte“ Polestar sein wird, da die Firma ja seit neustem nur noch Elektrofahrzeuge herstellen wird, ist dies auf jeden Fall der größte Pluspunkt. Weiter bietet der Volvo viel Performance, Sound und Ausstattung.
Ich freue mich jeden Tag aufs neue in das Fahrzeug einzusteigen und die Fahrt zu genießen. Für mich ist dieser Volvo einfach ein Traum, der endlich in Erfüllung gegangen ist!
Über den Autor
Autor und leidenschaftlicher Volvofahrer mit Fokus auf Besonderheiten.